Offenbar werfen russische oder syrische Frontbomber Su-24 Fencer Streubomben (RBK-250-275 (275 kg)) über die Idlib-Provinz, die noch von der Opposition gehalten wird, ab. Sowohl die russischen Streitkräfte in Syrien wie auch die Luftstreitkräfte des syrischen Regimes von Assad setzten diesen zweisitzigen Frontbombertyp ein.
Der Erstflug einer Su-24 erfolgte in der Sowjetunion 1967. Die Auslösung für die Entwicklung dieses Frontbombers war die Einführung des Bombers F-111 Aardvark durch die US Air Force. Ab 1974 wurden die Frontbomber Su-24 in Dienst gestellt. Insgesamt dürften in der Sowjetunion und in der Russischen Föderation 1400 Exemplare produziert worden sein. Von der NATO wurden die Su-24 als Fencer bezeichnet.
Nach wie vor dienen Su-24 Fencer den russischen Luftstreitkräften als tieffliegende Angriffsflugzeuge, die auch von Behelfsflugplätzen eingesetzt werden können. Diese Frontbomber weisen je nach Waffenladung und Einsatzprofil einen Einsatzradius von 320 bis 1’050 km und eine Dienstgipfelhöhe von 17’500 Meter auf. Su-24 können eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2.18 erreichen. Neben der 23mm-Revolverkanone können an den acht Aufhängeeinrichtungen (vier am Rumpf und vier an den Flügeln) bis zu acht Tonnen Waffen mitgeführt werden. Dazu gehören Luft-Luft-Lenkwaffen, Marschflugkörper, gelenkte und ungelenkte Luft-Boden-Lenkwaffen, gelenkte und ungelenkte (Freifall-) Bomben, Nuklearwaffen und verschiedene Behälter. In Syrien sollen offenbar durch russische und/oder syrische Su-24 Fencer neben anderen Freifallbomben Streubomben mit 275 kg eingesetzt werden. Freifallbomben gelten als nicht sehr präzise.
Die russischen Luftstreitkräfte verfügen heute noch über 41 Su-24M Fencer und die russischen Seestreitkräfte über 70 Su-24M/M2 Fencer.[1] Das syrische Assad-Regime hat von Russland 11 Su-24 Fencer erhalten.[2] Im Tiefflug können diese Frontbomber in den Einsatzbereichen von Einmann-Fliegerabwehrlenkwaffen russischer Herkunft wie SA-14 Gremlin oder SA-16 Gimlet oder amerikanischer Herkunft wie FIM-92 Stinger geraten, über die die syrische Opposition verfügen könnte. Dieser Bedrohung weichen die Frontbomber durch eine höhere Einsatzhöhe aus, was aber zur Erhöhung der Abwurfungenauigkeit der Freifallbomben und damit zu grösseren Kollateralschäden gegenüber der Zivilbevölkerung führt.
[1] The Military Balance 2020, The International Institute for Strategic Studies, London, 2020, P. 200/201.
[2] The Military Balance 2020, P. 378.