Sowohl eine Gruppe von Indianerstämmen wie auch eine indianische Sprachfamilie werden als Sioux bezeichnet. Der Name Sioux ist aus dem Ojibway-Wort[1] Nadouessiux (kleine Schlange) abgeleitet. Als Sioux im eigentlichen Sinne werden drei Gruppen bezeichnet: Die Lakota sowie die westlichen und östlichen Dakota.[2] 1800 dürften diese drei Gruppen Nord- und Süd-Dakota, Nord-Nebraska, Ost-Wyoming, Süd-Montana, Nord-Iowa und den Westen Minnesotas besiedelt haben. Die Gruppe der Assiniboine, die sich von ihnen abgespaltet hatte, lebte in den angrenzenden Provinzen Kanadas, im Nordosten von Montana und im Nordwesten von Nord-Dakota.
Menschenleeres Wyoming
Während die Sioux bei der Ankunft der Weissen noch beim Oberen See lebten, wurden sie durch die Kriege zwischen Frankreich und Grossbritannien, an denen auch Stämme der Algonkin und Irokesen im Osten beteiligt waren, nach Westen abgedrängt. Ende des 18. Jahrhunderts hatten sie durch Diebstähle und Käufe Pferde und Gewehre erworben. Vor allem die Waffen ermöglichten ihnen ab 1800 die Beherrschung der nördlichen Grossen Ebenen (Prärie). Durch Kriege und Raubzüge verdrängten sie verschiedene Stämme aus ihrem Einflussgebiet. Stämme, die mit ihnen verbündet waren, waren die nördlichen Cheyenne und die nördlichen Arapaho.[3]
Die Kultur der Prärieindianer
Die Grossen Ebenen
Als die Weissen in ihr Prärie-Reich vordrangen, wurden die Sioux zu Gegnern und bekämpften die Weissen mit allen Mitteln. 1851 schlossen die USA mit den Sioux, Cheyenne, Arapaho und Shoshone den ersten Vertrag von Fort Laramie. Den Stämmen wurden Gebiete als Reservationen zugewiesen. 1851 und 1859 gaben die östlichen Dakota die meisten ihrer Gebiete in Minnesota auf. Sie wurden in Reservationen verdrängt.[4] Nach Hungersnöten brach 1862 ein Aufstand aus. Nach ihrer Niederlage und der Hinrichtung ihrer Häuptlinge wurden die östlichen Dakota in Süd-Dakota und Nebraska in Reservationen eingepfercht.
Wegen des weiteren Vordringens der Weissen führte Oberhäuptling Rote Wolke 1865 bis 1867 mit den westlichen Dakota und den Lakota einen Krieg gegen die US Army. Als Folge ihrer Niederlage bei Fort Phil Kearny, 1866, garantierten die USA 1868 im zweiten Vertrag von Fort Laramie den Sioux den Besitz der Grossen Sioux-Reservation westlich des Missouri in Süd-Dakota.
Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde in den Black Hills der Sioux-Reservation Gold gefunden. Entgegen den Abmachungen des Vertrages von Fort Laramie strömten Goldsucher rücksichtslos in das Gebiet der Grossen Sioux-Reservation. Die Regierung in Washington D.C. entschied sich, die Sioux zur Abtretung der Black Hills, die ihnen heilig waren, zu zwingen. Die US Army provozierte die Sioux zum Krieg. Am 25. Juni 1876 wurde bei Little Bighorn ein Kontingent der 7th Cavalry der US Army unter dem Kommando von Oberstleutnant George Armstrong Custer durch eine Übermacht von Sioux und Cheyenne unter der Führung der Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Gall vernichtet.
Ohne Bisons keine Nahrung
Nach einer Verfolgungsjagd durch die Army musste die Mehrheit der hungernden Sioux am 31. Oktober kapitulieren und wurde in die Reservation gezwungen. Am 5. Mai 1877 ergab sich Kriegshäuptling Crazy Horse mit 800 hungernden Menschen. In der Nacht vom 6. September wurde er in Fort Robinson, vermutlich auf Anweisung des Befehlshabers der US Army, durch das Bajonett eines US-Soldaten ermordet.
Oberhäuptling Sitting Bull konnte sich im November 1876 durch die Flucht nach Kanada den Schergen der US Army entziehen. Auf Druck der USA verweigerte Kanada aber 1880 den Lakota die Lieferung von Nahrungsmittel. Im Juli 1880 kehrte Sitting Bull in die USA zurück und kapitulierte mit seinen Leuten in Fort Buford.
1890 bis 1891 verbreitete sich in den Reservationen der Sioux, die unter den Repressionen der Weissen litten, die Geistertanz-Bewegung. Washington D.C. bezeichnete 1890 Sitting Bull als Drahtzieher und befahl vermutlich seine Erschiessung. Im Dezember 1890 wurde eine Sioux-Gruppe aus alten Männern, Frauen und Kinder am Wounded Knee massakriert. Dieses Massaker hätte zum Untergang der Sioux führen sollen. Dank ihrem Widerstandswillen und ihrem Hass auf die Weissen haben die Sioux und ihre Kultur aber überlebt. Heute dürfte es wieder mehr als 175’000 Sioux geben.
«Ohne Selbstachtung kann der Mensch nicht leben.» (Henry Old Coyote)[5]
[1] Mauer, K., Das neue Indianer-Lexikon, Die Macht und Grösse der Indianer bis zu ihrem Untergang, Langen Müller, München, 1991, S. 233: Die Ojibway sind ein Indianerstamm der Algonkin. Sie siedelten am Nordufer der Grossen Seen. Sie waren im 17. Jahrhundert erbitterte Feinde der Dakota und Lakota. Heute leben sie in Reservationen in den USA und in Kanada.
[2] Mauer, K., S. 80/81.
[3] Mauer, K., S. 54-56, 20-22.
[4] Mauer, K., S. 81/82.
[5] Recheis, K., und G. Bydlinski, Freundschaft mit der Erde, Der indianische Weg, Herder, Wien, Freiburg, Basel, 1985, S. 72.