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Das Reich der Kushan in Zentralasien und Indien

(100 v.Chr.-250 n.Chr.)

Im ersten Jahrtausend vor Christus wurden die Gebiete des Tarim-Beckens (Taklamakan-Wüste) und der chinesischen Provinz Kansu durch das indoeuropäische Volk der Tocharer (chinesische Bezeichnung: Yüe-tschi) besiedelt. Ihre Sprache wies viele Gemeinsamkeiten mit dem Keltischen und dem Latein auf. Sie gilt heute als ausgestorben. Der Herrscher der Xiongnu (Hunnen?), Mao-tun (206-165 v. Chr.), beherrschte ein Reich bis an die mongolisch-chinesische Grenze und unterwarf die Nachbarstämme.[1] Er drang in die chinesische Provinz Kansu vor und vertrieb die Tocharer nach Westen. Bei Issyk-Kul verdrängten diese ihrerseits die Saken nach Süden. Sie eroberten Sogd und Baktrien und beseitigten die Herrschaft der baktrischen Griechen. Fünf der Sippen der Tocharer teilten Baktrien unter sich auf und herrschten selbstständig mit Burgen und Städten über das besetzte Land.

Palast und Festung Toprak Kale im heutigen Usbekistan

Im ersten Jahrhundert vor Christus schwang sich die Sippe der Kuei-schuang über die anderen Sippen und gründete das Reich der Kushan, das sehr bald mit China, dem Partherreich und Rom Handel und diplomatischen Verkehr pflegte. Aus dieser Sippe stammte Kaiser Kanishka I. (78 bis 128 n. Chr.), der als einer der grössten Herrscher der damaligen Welt galt. Kanishka wurde zu einem Anhänger des Buddhismus. Unter ihm wurde der Buddhismus zur Staatsreligion des Kushan-Reichs. Dank ihm entstanden im Herrschaftsgebiet der Kushan, zu dem Baktrien, der östliche Teil des Irans, das heutige Afghanistan und Nordwestpakistan gehörten, zahlreiche buddhistische Heiligtümer und Stupas.[2]

 

Buddhismusstele der Kushan in Afghanistan

Unter den Kushan fand die Verschmelzung des Buddhismus mit der griechischen Kultur statt. Aus dieser Verschmelzung dürfte durch die Übernahme der Figur des Apollo Buddha als Figur entstanden sein. Die Region von Gandhara im heutigen Nordwestpakistan wurde zum Höhepunkt dieser Kultur. Kanishka hatte seinen Palast in Bagram, nahe von Kabul, dem Zentrum des Kushan-Reichs.

Zur Sicherung ihres Reichs errichteten die Kushan Handelsposten und Festungen wie Tashkurgan am Khunjerab-Pass an der heutigen Grenze zwischen China und Pakistan.[3] Mitte des dritten Jahrhunderts brach ein Bürgerkrieg im Kushan-Reich aus. Dies nützten die neupersischen Sassaniden sowie turkmongolischen Nomaden aus Zentralasien für Angriffe auf das Kushan-Reich aus. Der westliche Teil des Reichs wurde Teil des Sassanidenreichs. Der östliche Teil des Reichs konnte seine Unabhängigkeit bis zum Einfall der Araber im 7. Jahrhundert bewahren.

Handelsposten und Festung Tashkurgan beim Khunjerab-Pass

Entlang der nördlichen Seidenstrasse des Tarim-Beckens konnten Städte der Tocharer dank der Oberhoheit Chinas weiterhin existieren. Im 9. Jahrhundert wurden diese Städte durch die Uighuren, die aus der nördlichen Mongolei stammten, erobert.

Ruinenstadt Jiaohe

Zu diesen Städten gehörten Städte wie das buddhistische Jiaohe, 10 km westlich von Turfan. Die Stadt war im 2. Jahrhundert vor Christus Zentrum eines unabhängigen Reiches, dürfte im 9. Jahrhundert durch die Uighuren erobert worden sein und wurde im 13. Jahrhundert, vermutlich durch die Mongolenheere von Dschingis Khan, zerstört und dann verlassen.[4]

 

 

 

 

[1] Pander, K., Zentralasien, Dumont, Kunstreiseführer, Ostfildern, 6., aktualisierte Auflage, 2005, S. 33.

[2] Kausch, A., Seidenstrasse, Dumont, Kunstreiseführer, Ostfildern, 3., aktualisierte Auflage, 2008, S. 84.

[3] Kausch, A., S. 282-284.

[4] Kausch, A., S. 239-241.