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Hochkultur der Maya: Höhepunkte der Mathematik versus Kriege ohne Ende

Die Zivilisation der Olmeken (1200 bis 400 v.Chr.) war die erste Zivilisation Mittelamerikas.[1] Zu dieser Zeit bevölkerten die Vorfahren der Maya den Süden Mexikos (Halbinsel Yucatán und Chiapas) sowie Honduras und Guatemala.[2] Von der Zivilisation der Olmeken erhielten die Maya die ersten zivilisatorischen Impulse.[3] Dieser Einfluss führte in Yucatán, Honduras und Guatemala zur vorklassischen Periode der Maya-Zivilisation, die von 1000 bis 300 v.Chr. andauerte. Kunstwerke aus Jade wurden bearbeitet.[4] In der zweiten Hälfte dieser Periode (700 bis 300 v.Chr.) entstanden die ersten Städte der Maya.[5]

Von 300 v.Chr. bis 300 n.Chr. entstand die Maya-Zivilisation. Unter der Führung von Eliten wurden Stadtstaaten wie Uaxactun, Tikal, usw. errichtet. In dieser Zeit wurden Kunstwerke bearbeitet und die Schrift der Maya begründet.[6]

Die Zeit der Hochkultur der Maya, die als klassische Zeit bezeichnet wird, dauerte von 300 bis 900 n.Chr. Während Jahrhunderten herrschten königliche Familien, die auch die Funktion von Schamanen ausübten, über Stadtstaaten.[7] In dieser Zeitperiode erreichten die Mayas beeindruckende Leistungen. Neben der Abfassung vieler Handschriften und das Einmeisseln von Inschriften auf Stelen, entwickelten die Mayas Höchstleistungen der Mathematik. Ihre Mathematik beruhte auf der Basis «20». Viel früher als andere Hochkulturen – so jener Indiens[8] – führten die Maya in ihrem Zahlensystem die Null ein.[9] Dabei wurde zwischen der kardinalen Null (zwanzig Tage) und der ordinalen Null (am zwanzigsten Tag) unterschieden[10]. Dank der Null führten die Eliten der Maya astronomische Berechnungen durch. Im Gegensatz zur planetarischen Astronomie der Griechen, deren Mathematik als «geometrische Algebra» bezeichnet wird[11], berechneten die Maya sowohl eine planetarische wie auch eine interstellare Astronomie. Dazu gehörten Vorausberechnungen von Sonnenfinsternissen. Dank ihrer ausgeklügelten Mathematik entwickelten die Maya einen Kalender, der heute noch genauer als der gregorianische Kalender ist.

Ab 800 zerfiel die Hochkultur der Mayas der Tiefebenen innert 150 Jahren. Die politische und wirtschaftliche Macht der königlichen Familien löste sich in Nichts auf.[12] Für diesen Zusammenbruch werden viele Ursache angeführt, so die Übernutzung der Böden, die Einsetzung einer langen Trockenheit, Hurrikane und Erdbeben. Der Hautgrund dürfte die gegen Ende der klassischen Periode mit grossen Heeren von Bauern geführten Kriege sein. Diese Kriege, bestimmt durch die Plünderung der Reichtürmer der Nachbarstaaten und die Entführung von Menschen als Opfer für religiöser Handlungen, führten zur Ausblutung der Hochkultur.

Mit den Städten Chichen Itza und Mayapan entstand im nördlichen Yucatán ab 1000 eine Renaissance der Hochkultur. Diese Renaissance dauerte bis 1550. Durch Epidemien der Europäer – Pocken, Masern – und der nachfolgenden Eroberung durch die Spanier wurde diese Renaissance beendet.[13] Dies gipfelte in der Verbrennung der Maya-Bibliotheken mit Handschriften durch den spanischen Bischof Diego de Landa. Nur vier Handschriften blieben erhalten: Dresdner Codex, Madrider Codex, Pariser Codex und Grolier Codex.[14] Der Dresdner Codex beinhaltet mathematische Abhandlungen über Mond- und Sonnenfinsternisse.[15]

 

 

Der Krieger

 

[1] McKillop, H., The Ancient Maya, New Perspective, W.W. Norton & Company, New York and London, 2004, S. S, 82/83.

[2] Wussing, H., unter Mitwirkung von H.-W. Alten und H. Wesemüller-Kock, 6000 Jahre Mathematik, Eine kulturgeschichtliche Zeitreise – 1. Von den Anfängen bis Leibniz und Newton, Springer, Berlin/Heidelberg, 2008, S. 28.

[3] McKillop, H., S. 82/83.

[4] McKillop, H., S. 83.

[5] McKillop, H., S. 84.

[6] McKillop, H., S. 86.

[7] McKillop, H., S. 94.

[8] Wussing, H., S. 93-101. Erst dank der arabischen Mathematiker erhielt Europa in der Renaissance Kenntnis vom indischen Zahlensystem mit der Null.

[9] McKillop, H., S. 95.

[10] Wussing, H., S. 30-32.

[11] Wussing, H., S. 179.

[12] McKillop, H., S. 97.

[13] McKillop, H., S. 104-106.

[14] McKillop, H., S. 206.

[15] Wussing, H., S. 33/34.