Kampfkraft der russischen Streitkräfte
Aufgrund der Erfahrungen im Krieg gegen Georgien wurde unter Führung von Wladimir Wladimirowitsch Putin in Russland 2008 eine Reform der Streitkräfte beschlossen. Dieser Reformprozess ist noch nicht abgeschlossen. Folgende Reformen sind bisher umgesetzt worden:
- Die Struktur der Teilstreitkräfte ist verändert worden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnte der Gesamtbestand der Streitkräfte mit 900’000 Offizieren und Soldaten (?) wie folgt gegliedert sein:
- Heer (Motorisierte Schützen, Panzer, Raketen und Artillerie, Luftverteidigung) (Bestand 280’000)
- Seestreitkräfte (Überwasserkriegsschiffe, U-Boote, Marineluftwaffe, Marineinfanterie, Küstenschutz) (Bestand 150’000)
- Luftraumverteidigung (Luftwaffe, Raumtruppen, Luft- und Raketenabwehr) (Bestand 165’000)
- Luftlandetruppen (Bestand 36’000?)
- Strategische Raketentruppen und Triade (totaler Bestand 80’000)
Weitere Formationen sind die Truppen des Innern, Grenztruppen, usw. (Bestand 290’000?)
- Die Anzahl der Militärbezirke ist auf 5 reduziert worden:
West, Süd, Zentrum, Ost, Nordflotte
- Beschleunigte Rekrutierung von Berufssoldaten. Im Augenblick verfügt das Heer nur zu 60% über Berufssoldaten und immer noch zu 40% über Wehrpflichtige
- Entgegen der ursprünglichen Absicht bis 2021 das Heer vollständig mit modernen Waffen und Material auszurüsten, sind immer noch ein Drittel ältere Waffensysteme. Die Panzertruppen sind heute mehrheitlich mit modernisierten Kampfpanzern T-72 und T-90 ausgerüstet
- Die strategischen Nuklearwaffen mit 1’600 nuklearen Gefechtsköpfen und 1’359 Trägern und Werfen (Bombern Tu-160, Tu-95, Tu-22M u.a.) stehen unter der Kontrolle von Moskau. Diese Waffen sind der Garant für den Schutz und die Sicherheit Russlands gegenüber Angriffen
- Die nichtstrategischen Nuklearwaffen – ballistische Boden-Boden-Flugkörper Iskander, Kampfflugzeuge Su-24a. mit insgesamt 1’100 Gefechtsköpfen – sind den Teilstreitkräften zugewiesen
Der Schwerpunkt der russischen Streitkräfte bildet der Militärbezirk West mit der Stossrichtung Baltikum und Polen. Diesem Bezirk sind neben den Unterstützungstruppen in St. Petersburg die 1. Panzerarmee, die 6. und die 20. Allgemeine Armee, die 6. Luft- und Luftverteidigungsarmee (Kampfflugzeuge Su-34, Su-24, Su-35, Luft- und Raketenabwehr S400 u.a.) zugewiesen. Des Weiteren gehören zum Militärbezirk West die baltische Flotte mit den Stützpunkten in Kaliningrad, Kronstadt (St. Petersburg), Baltijsk und das 11. Korps in Kaliningrad.
Die bisherigen Kämpfe in der Ukraine könnten zu einer unkorrekten Beurteilung der Kampfkraft der russischen Streitkräfte führen. Bis anhin dürften vor allem Formationen mit Wehrpflichtigen aus den Militärbezirken West und Süd eingesetzt worden sein. Dies könnte sich nun ändern. Dabei ist zu beachten, dass die bekannte Taktik aus vergangenen Kriegen eingesetzt werden wird: Zerschlagung des Widerstandes der ukrainischen Armee durch die Zerstörung der zivilen Infrastruktur mit Iskander-Flugkörpern und Bombardierungen mit Su-34-Kampfflugzeugen, sowie die anschliessende Vertreibung der Zivilbevölkerung. Erst nach Abschluss dieses Vernichtungsprozess dürften Panzervorstösse erfolgen, die am Ende ihren Abschluss in der Besetzung des Landes führen könnten.
Titel: Kampfkraft der russischen Streitkräfte
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