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Russische Vernichtungen versus ukrainische Abnützungsstrategie

Russische Vernichtungen versus ukrainische Abnützungsstrategie

Zwei Prozesse

Im Krieg in der Ukraine finden zwei Prozesse statt, die gegeneinander erfolgen. Die russische Führung setzt eine Vernichtungsstrategie um, die aus der sowjetischen und russischen Kriegsgeschichte (Afghanistan, Tschetschenien, Syrien) bestens bekannt ist. Gegen die Städte und die Infrastruktur der Ukraine führt Russland mit Flugkörpern, Mehrfachraketenwerfern und Jagdbombern Flächenbombardierungen und Zerstörungen durch. Durch diese systematischen Zerstörungen und die Tötung der Bevölkerung soll die ukrainische Führung zur Kapitulation gezwungen werden. Bisher soll die russische Führung gemäss amerikanischen Angaben über 1’100 Flugkörper gegen die Ukraine eingesetzt haben.

Bestand an ballistischen Boden-Boden-Flugkörpern

Denkbar ist, dass der russische Bestand an ballistischen Boden-Boden-Flugkörpern Iskander (Reichweite 500 km) erschöpft ist und dass deshalb die russische Führung zunehmend luftgestützte Systeme wie Marschflugkörpern und Kinzhal-Flugkörpern durch Bomber und Jagdbomber für die Zerstörung der ukrainischen Städte einsetzt. Da deren konventionellen Gefechtsköpfe eine höhere Sprengkraft im Vergleich zu den Iskander-Flugkörpern aufweisen dürften, ist deren Zerstörungswirkung auch grösser.

Gegenüber der russischen Invasionsarmee führt die ukrainische Armee eine tiefgestaffelte Abnützungsstrategie aus. Aus verdeckten Stellungen heraus schiessen die Ukrainer mit Stinger- und anderen Fliegerabwehrlenkwaffen russische Kampfhelikopter und Erdkampfhelikopter ab. Mit Panzerabwehrlenkwaffen Javelin und anderen Systemen zerstören sie russische Kampfpanzer, Schützenpanzer und Lastwagen. Gleichzeitig töten ukrainische Scharfschützen höhere Offiziere der russischen Invasionsarmee. Dadurch soll die russische Armee führungslos und die Soldaten demoralisiert werden. Die Umsetzung dieser Strategie könnte zur schrittweisen Abnützung der russischen Invasionsarmee führen. Unter der Annahme, dass diese Armee zu Beginn des Krieges einen Bestand von über 150’000 Mann aufwies, könnte durch diese Abnützungsstrategie der Ukrainer auch das gesamte russische Heer, dessen Bestand durch das International Institute for Strategic Studies in London[1] auf 280’000 Offizieren und Soldaten geschätzt wird, mit der Zeit kampfunfähig werden. Durch eine Kampfunfähigkeit seines Heeres wäre Russland für Jahren nicht mehr in der Lage eine terrestrische Offensive zu führen.

Die Ukrainer werden ihren Widerstand gegen die russische Invasionsarmee fortsetzen.

[1] The Military Balance 2020, The International Institute for Strategic Studies, London, 2020, S. 194.

Titel: Russische Vernichtungen versus ukrainische Abnützungsstrategie

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