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Nuklearwaffen: das Schwert in der NATO-Strategie

Nuklearwaffen: das Schwert in der NATO-Strategie

In der strategischen Konzeption von 2022 bezeichnet die NATO Russland als die Bedrohung der Sicherheit der Alliierten und des Friedens und der Stabilität des Euro-Atlantischen Raumes:[1]

«The Russian Federation is the most significant and direct threat to Allies’ security and to peace and stability in the Euro-Atlantic area»

Durch seine nukleare Aufrüstung soll Russland die Bedrohung noch mehr verschärfen:[2]

«The Russian Federation is modernising its nuclear forces and expanding its novel and disruptive dual-capable delivery systems … »

Seit der Gründung der NATO haben Nuklearwaffen für die Verteidigung Europas eine entscheidende Funktion ausgeübt.[3] Im ersten strategischen Konzept vom 1. Dezember 1949 musste die NATO sich für die Abschreckung eines sowjetischen Angriffes auf Westeuropa vor allem auf das Nuklearpotential der USA abstützen. Als die Sowjetunion ihrerseits Nuklearaffen entwickelte, musste die Verteidigungsfähigkeit der konventionellen Streitkräfte der Allianz erhöht und gegenüber dem Einsatz der Nuklearwaffen deutlicher abgegrenzt werden. Im Konzept vom 23. Mai 1957 wurde zwischen Shild und Schwert unterscheiden. Die konventionellen Streitkräfte sollten sowjetische Angriffe abhalten und damit als Schild wirken. Erst bei einem sowjetischen Durchbruch durch die konventionelle Abwehr sollten Nuklearwaffen eingesetzt werden. Durch die Drohung mit dem nuklearen Schwert sollte die UdSSR vor einem Angriff abgeschreckt werden.

Im Konzept vom 16. Januar 1968 wurden die konventionellen Streitkräfte und die Nuklearwaffen durch die drei Ebenen der Eskalation verknüpft. Dieses Konzept wurde als «flexible response» bezeichnet:[4]

  1. Direct defense (konventionelle Streitkräfte)
  2. Deliberate escalation (nichtstrategische Nuklearwaffen der USA in Europa)
  3. General nuclear response (die strategischen Nuklearwaffen der USA)

Mit dem Ende des Kalten Krieges soll die NATO das Konzept der Abschreckung durch Nuklearwaffen und damit das Konzept der «flexible response» beendet haben. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat ein neues Zeitalter eingesetzt. Für die glaubwürdige Abschreckung von Russland mit seinen konventionellen Streitkräften und Nuklearwaffen hat die NATO das Konzept «flexible response» mit den Nuklearwaffen wieder entdeckt:[5]

«The fundamental purpose of NATO’s nuclear capability is to preserve peace, prevent coercion and deter aggression. Nuclear weapons are unique »

Russland soll vor dem Ausbruch eines Krieges durch die Eskalationsdrohung von den konventionellen Streitkräften zu den nichtstrategischen Nuklearwaffen und von da zum strategischen Nuklearpotential der USA abgeschreckt werden.[6]

«The strategic nuclear forces of the Alliance, particularly those of the United States, are the supreme guarantee of the security of the Alliance. … NATO’s nuclear deterrence posture also relies on the United States’ nuclear weapons forward-deployed in Europe and the contributions of Allies concerned»

Mit dem strategischen und nichtstrategischen Nuklearpotential soll die Abschreckungsfähigkeit der NATO gegenüber Russland glaubwürdig wirken.

Schwerer US-Bomber B-1B (A.S.)

[1] NATO 2022, Strategic Concept, Brüssel, 2022, S. 4.

[2] NATO 2022, S. 4.

[3] Monaghan, S., Resetting NATO’ Defense and Deterrence, The Sword and the Shield Redux, CSIS, Washington DC, 2022. S. 3.

[4] Monaghan, S. S. 3.

[5] NATO 2022, S. 7.

[6] NATO 2022, S. 8.

Titel: Nuklearwaffen: das Schwert in der NATO-Strategie

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