Nichtstrategische Nuklearwaffen Russlands
Für die Abdeckung der Reichweite bis 500 km, dem taktischen Bereich, und der Reichweiten 500 bis 1’000 km, dem operativ-taktischen Bereich, soll Russland gemäss schwedischen Quellen über 1’100 nichtstrategische Trägersysteme mit nuklearen Gefechtsköpfen verfügen.[1] Bei den Waffensystemen, die den Grossen Verbänden der Landstreitkräfte ab Stufe Brigaden/Divisionen unterstellt sind, handelt es sich vor allem um ballistische Boden-Boden-Flugkörper wie die Iskander mit einer Reichweite bis zu 500 km. Die Sprengkraft der nuklearen Gefechtsköpfe dieser Systeme reicht vom Sub-Kilotonnen-Bereich bis zu 500 Kilotonnen[2] (Hiroshima-Bombe 13.5 Kilotonnen (KT) TNT Energieäquivalent). Mit diesen Waffensystemen sollen die Grossen Verbände folgende Ziele eines Gegners vernichten können:
- Flugplätze
- Radarstationen
- Fliegerabwehrstellungen
- Bereitstellungsräume gegnerischer Verbände
- Artilleriestellungen
- Kommandoposten
- Logistik
- Zivile Infrastruktur
Die ballistischen Flugkörper können gegen diese Ziele in drei Arten eingesetzt werden:[3]
- Einzelschlag gegen ein Ziel durch einen einzelnen Flugkörper
- Gruppenschlag gegen ein Ziel durch mehrere Flugkörper
- Massierter Schlag gegen das gesamte gegnerische Dispositiv durch alle zur Verfügung stehenden Flugkörper
Zielplanung und Einsatzarten dieser Waffen liegen in der Kompetenz der Kommandanten der Grossen Verbände. Die Freigabe aller Nuklearwaffen obliegt aber dem Präsidenten der Russischen Föderation (RF). Entsprechend der heute gültigen Militärdoktrin Russlands dienen Nuklearwaffen dem Schutz und der Verteidigung des Territoiums der RF. Sie sollen dann eingesetzt werden, wenn die Sicherheit und damit der Schutz des Territoriums gefährdet sind.
Fazit: es wäre denkbar, dass Wladimir Wladimirowitsch Putin nichtstrategische Nuklearwaffen für den Schutz des gesamten Territorium Russlands, zu dem jetzt auch die annektierten Gebiete der Ukraine gehören sollen, einsetzen könnte.
Ballistischer Boden-Boden Flugkörper SS-1C
(NATO-Code SCUD-B, Reichweite 300 km) (A.S.)
[1] Kjellén, J. and N. Dahlqvist, Russia’s Armed Forces in 2019, in: Russian Military Capability in a Ten-Year Perspective – 2019, FOI, December 2019, S. 38.
[2] Streitkräfte Ost, Teil 1 Einsatz, Schweizerische Armee, S. 134.
[3] Herren, A.P., Die Abwehr von ballistischen Flugkörpern, in: Konflikte und Kriege, A.A. Stahel (Hrsg.), vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich, 1999, S. 103.
Titel: Nichtstrategische Nuklearwaffen Russlands
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