Luftherrschaft und Luftüberlegenheit entscheiden über den Kriegsverlauf
Als ersten Vordenker der Strategie und der Führung vonLuftkriegen gilt der italienische General Giulio Douhet(1869-1930). Er diente während des Ersten Weltkrieges in der italienischen Armee und wurde 1921 zum Generalmajor befördert. In seiner im gleichen Jahr erschienen Werk «Il dominio dell’ aria» postulierte er als Hauptauftrag an die Luftstreitkräfte die Erringung der Luftherrschaft. Zu diesem Zweck mussten die gegnerischen Luftstreitkräfte in ihren Stützpunktenohne Vorwarnung durch Bomberstreitkräfte vernichtet und die Luftherrschaft dadurch erlangt werden. Dies würde die folgenden Einsätze der eigenen Luftstreitkräfte ermöglichen. Nur durch die Luftherrschaft wäre anschliessend der ungehinderte Einsatz der eigenen See- und Landstreitkräfte möglich. Dank der Luftherrschaft würde der Krieg entschieden.
Gleich argumentierte ab 1927 Marshal of the Royal Air Force Hugh Trenchard (1873-1956). Der Luftkrieg würde durch die Bomberstreitmacht entschieden. Diese würde uneingeschränkt das gegnerische Territorium und deren Städte bombardieren. Nach seinem Rücktritt wurde die Beschaffung der Royal Air Force zugunsten der Jäger modifiziert. Ab 1942 erfolgt wieder die Priorisierung der Bomberstreitmacht.
Der amerikanische Brigadier General William Mitchell(1879-1936) kann als Schüler von Trenchard und Douhet bezeichnet werden. Auch er befürwortete als erste Phase eines Krieges das Erringen der Luftherrschaft.
Die Thesen von Douhet, Trenchard und Mitchell wurden im Zweiten Weltkrieg umgesetzt. Dank der Battle of Britain von 1940 erlangten die Briten mitJagdflugzeugen Spitfire die Luftherrschaft gegen die deutsche Luftwaffe. Von da an entschieden sie denVerlauf des Krieges durch die Bombardierungen des Dritten Reiches mit ihren schweren Bombern. Die Luftherrschaft der Alliierten entschied über den Erfolg der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944.
Das Erringen der Luftherrschaft war für den Verlauf weiterer Kriege entscheidend, so in Desert Storm 1991 durch die USA und ihre Alliierten gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein. Nach der Vernichtung der irakischen Luftverteidigung und damit dem Erringen der Luftherrschaft zerschlug die alliierte Luftreitmacht ungehindert die irakischen Landstreitkräfte in Kuwait.
Wenn im gegenwärtigen Krieg die ukrainische Führung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj die Ausrüstung der Ukraine mit Kampfflugzeugen wie die Jagdbomber F-16 fordert, so entspricht dies folgerichtig den Erfahrungen vergangener Luftkriege. Nur mit westlichen Kampfflugzeugen werden die Ukrainer die regionale Luftüberlegenheit gegen die russischen Streitkräfte erlangen, diese besiegen und aus den besetzten Gebieten verdrängen können.
Britisches Jagdflugzeug Supermarine Spitfire im Zweiten Weltkrieg (A.S.)
Mittelschwerer Bomber Martin B-26 Marauder in Zweiten Weltkrieg (A.S.)
US–Langstreckenbomber B-1B heute (A.S.)
