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Auslöschung von Menschenrassen durch Epidemien

Die Neandertaler, die wie die Homo sapiens gemeinsam vom Homo erectus abstammten und deshalb miteinander verwandt waren, bevölkerten von 250’000 bis 30’000 Europa und vermutlich auch Teile von Asien. Sie waren erfolgreiche Grosswildjäger. Deshalb dürften sie sich vom Fleisch der erlegten Mamuts, Wollnashörnern, Bären und Dammhirsche ernährt haben. Als erfolgreiche Jäger überlebten sie als Menschenrasse die vorletzte Eiszeit (Riss-Kaltzeit).

Bis zur Einwanderung der Homo sapiens nach Europa vor 55’000 Jahren, dürften sie eine vom Rest der Welt sehr isolierte Menschenrasse gewesen sein.  Ähnlich wie die Neandertaler lebten auch die Ureinwohner der beiden Amerikas bis 1491, und damit bis zur Ankunft der Spanier, vom Rest der Welt isoliert. Die Ureinwohner der beiden Amerikas wurden durch Epidemien wie Cholera, Tuberkulose und Pest, die die Europäer einschleppten und gegen die sie nicht immun waren, weitgehend dezimiert. Die ursprüngliche Bevölkerung der beiden Amerikas wird heute auf über 100 Millionen Menschen geschätzt.[1] Bis zum ersten Drittel des 17. Jahrhunderts dürften 80 bis 100 Millionen Menschen vernichtet worden sein. Dies dürfte bis heute die grösste Vernichtung menschlichen Lebens in der Menschheitsgeschichte gewesen sein.[2]

Eine denkbare Hypothese über die Auslöschung der Neandertaler könnte deshalb die sein, dass die Homo sapiens, die vor 55’000 Jahren nach Europa einwanderten, wie die Europäer Jahrtausende später in den beiden Amerikas, Epidemien verbreitet haben könnten, gegen die die Neandertaler nicht immun waren. Vor 30’000 Jahren könnten die Neandertaler als Folge dieser Epidemien als Menschenrasse vernichtet worden sein.

Die mathematische Biologie, die durch Mathematiker wie den Amerikaner Alfred J. Lotka[3] und den Italiener Vito Volterra[4] zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründet worden ist, beinhaltet interessante Modelle, die mit Hilfe von Systemen von Differentialgleichungen Verlauf und Auswirkungen von Epidemien analysieren. Dazu gehört insbesondere das Modell von Vito Volterra über den Lebenskampf zwischen Wirten und Parasiten. In diesem Modell würden die Wirte N1 mit der Rate E1 wachsen. Würden die Parasiten N2 nicht die N1 auffressen, dann würden sie mit der Rate E2 abnehmen. Bei einem schnellen Zuwachs an Parasiten nimmt die Zahl der Wirte schnell ab. Am Ende könnten beide Spezimina vernichtet sein. Diesen Lebenskampf beschreibt Volterra mit dem folgenden Modell:[5]

dN1/dt = E1*N1 – g1*N1*N2  ;  dN2/dt = -E2*N2 + g2*N1*N2

Renntiere und Permafrost am Nordkap

(ähnlich dürfte Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit gewesen sein)

 

Flora auf Spitzbergen und am Nordkap (Nach-Eiszeit)

 

 

[1] Mann, Ch. C., 1491, New Revelations of the Americas before Columbus, Vintage Books, New York, 2011, second edition, S. 108.

[2] Mann, Ch. C., S. 108.

[3] Lotka, A.J., Elements of Mathematical Biology, Dover Publications, Inc., New York, 1956 (reprint), S. 77-79 und S. 79-99 (Martini’s Equations for Immunizing Diseases (Malaria))

[4] Volterra, V., Leçons sur la théorie mathématique de la lutte pour la vie, Éditions Jacques Gabay, Paris, 1990 (reprint).

[5] Stahel, A.A., Simulation of Guerilla Warfare, Operational Research ’87, Buenos Aires, 1988, S. 594-609.