Russland, nur noch eine Nuklearmacht?
Der bisherige Verlauf des Krieges gegen die Ukraine hat aufgezeigt, dass die russische Kriegführung vor allem auf den Einsatz älterer Waffensysteme beruht. Dazu gehören u.a. Kampfpanzer T-72, Kampfschützenpanzer BMP-2 und Erdkampfflugzeuge Su-25. Dank der Lieferung moderner Waffen, so durch die USA, haben die Ukrainer gegenüber diesem älteren Arsenal bis anhin eine erfolgreiche Kriegführung umsetzen können.
Im Rückblick erscheint die grosse russische Streitmacht mit ihrem nicht mehr ganz neuen Arsenal im Vergleich zu den modernen westlichen Waffen der Ukrainer wie eine potemkinsche Armee. Verliert diese Armee zunehmend an Glaubwürdigkeit, dann verbleiben Russland als Drohmittel nur noch die Nuklearwaffen. Für die interkontinentale Reichweite hat Russland 1’600 einsatzfähige nukleare Gefechtsköpfe mit einer Sprengkraft von bis zu mehreren Megatonnen (1 MT = Tausend Kilotonnen TNT Energieäquivalent).[1] Die Trägermittel für diese Gefechtsköpfe sind landgestützte (mobil und in Silos) und U-Boot-gestützte ballistische Flugkörper mit einer interkontinentalen Reichweite sowie Langstreckenbomber. Ergänzt wird dieses Arsenal durch nichtstrategische Nuklearwaffen auf 1’100 Waffensystemen mit einer Reichweite von unter 5’500 km. Dazu gehören schwere Jagbomber Su-24 und Mittelstreckenbomber Tu-22M, landgestützte ballistische Boden-Boden-Flugkörper des Typ Iskander (Reichweite 500 km), see- und landgestützte Marschflugkörper Kalibr.
Russland ohne seine konventionelle Streitmacht ist eine Nuklearmacht mit einem beachtlichen Vernichtungspotential. Wird der Herrscher Wladimir Wladimirowitsch Putin für den Fall einer sich abzeichnenden Niederlage im Krieg gegen die Ukraine die russischen Nuklearwaffen einsetzen, ist eine Frage, die im Augenblick nicht beantwortet werden kann.
Langstreckenbomber Tu-160 (NATO-Code Blackjack) (A.S.)
[1] Kjellén, I. and N. Dahlqvist, Russia’s Armed Forces in 2019, in: Russian Military Capability – 2019, FOI, December 2019, S. 35/38.
Titel: Russland, nur noch eine Nuklearmacht?
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