Vietcong und Hamas: Kriegführung mit Tunnels
Im Krieg gegen die französische Kolonialmacht von 1946 bis 1954 und im zweiten Indochinakrieg gegen die Streitkräfte der USA und ihrer Alliierten von 1964 bis 1973/75 setzten die vietnamesischen Kommunisten die Taktik des Baus von Tunnels ein. Das Vorbild dazu dürfte der Einsatz von Tunnels durch die chinesischen Kommunisten im Krieg gegen die japanischen Invasorenvon 1937 bis 1945 gewesen sein.
Bereits im ersten Indochinakrieg gegen die Franzosen errichteten die Vietnamesen nordöstlich von Saigon das Tunnelnetzwerk von Cu Chi District (Iron Land). Dieses Netzwerk wies ursprünglich einen Umfang von 48 qkm auf. Im zweiten Indochinakrieg wurde das Netzwerk auf 200 qkm erweitert. Mit diesem Netzwerk hielten die kommunistischen Vietcongs nicht nur den Amerikanern Stand, sie konnten jederzeit unbemerkt nach Saigon vorstossen. Diese Möglichkeiten nützte der Vietcong in der Tet-Offensive von 1968 aus und überrannte die Stellungen der Amerikaner und der südvietnamesischen Streitkräfte.
Aufbau und Konstruktion der Tunnels war durchdacht. In mehreren Stockwerken wurden Spitäler, Kommandoposten, Aufenthaltsräume und Waffenfabriken gebildet. Die Ausgänge waren getarnt und erfolgten über die Dörfer von Cu Chi. An Waffen verfügten die Vietcongs gegen die Amerikaner über Kalaschnikows-Sturmgewehre 7.62 mm AK-47. Zur Abwehr des Eindringens in die Tunnels durch die Feinde wurden Sprengfällen, Hinterhalte, Ameisenhaufenund Rattenneste eingesetzt.
In einer ersten Phase versuchten Amerikaner die Vietcongs in ihren Tunnels durch Tränengas, Überflutungen und Bombenabwürfen niederzuringen. Diese Art der Kriegführung scheiterte an der Widerstandskraft des Vietcongs und der Ausdehnung der Tunnels. Als diese Kriegführung nicht zum Ziel führte, bildeten die Amerikaner für den Einsatz und Kampf in den Tunnels besondere Elite-Einheiten. Als Soldaten eigneten sich aufgrund der Grösse vor allemHispanics. Diese Einheiten, die sich als Tunnelrattenbezeichneten, erhielten eine besondere Ausbildung. An Waffen setzten die Tunnelratten Schrottflinten, Handgranaten und Revolver Smith & Wesson, Kaliber 44 Magnum, mit einem 3 Inch-Lauf, ein. Trotz der teilweise erfolgreichen Kriegführung der Tunnelratten wurden die Vietcongs in ihren Tunnels nie vollständig bezwungen. Nach dem Fall der südvietnamesischen Regierung 1975 trugen sie zur Herrschaft von Nordvietnam über den Süden bei.
Die HAMAS dürfte beim Bau der Tunnels im Gazastreifen von den Erfahrungen der Vietnamesen profitiert haben. Auch die HAMAS hat den Gazastreifen tunneliert. Dabei dürfte ein riesiges Netzwerk mit mehreren Stickwerken errichtet worden sein. Im Gegensetz zu den Tunnels der Vietnamesen, die aus Erde gebildet wurden, dürften die Tunnels der HAMAS betoniert sein. Was die Abwehr der israelischen Truppen betrifft, so dürfte auch die HAMAS Kalaschnikows-Sturmgewehr, Sprengfallen und Hinterhalte einsetzen. Das Eindringen in solche Tunnelnetzwerke führt, wie das Beispiel des Vietcongs aufgezeigt, zu erheblichen Verlusten. Die Zerstörung von Tunnelnetzwerken durch Bombardierrungen ist, wie das Beispiel Vietnam gezeigt, nur beding wirksam.
Alte Festung Masada in Israel (15 v.Chr-74 n.Chr.)(A.S.)