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Machtausübung durch die Herrscher Chinas

Mit Fassungslosigkeit hat die Weltgemeinschaft die brutale Behandlung der Bevölkerung Chinas durch die Machthaber bei der Eindämmung der Pandemie verfolgt. Rücksichtslos wurden die Menschen in ihren Häusern und Städten, so in Wuhan, eingepfercht. Die Rücksichtslosigkeit dieser Art war in der Geschichte Chinas aber die Norm.

Schon der erste Kaiser, Qin Shi Huang (259-210 v.Chr., 221 v. Chr. Kaiser)[1], der die Chin-Dynastie begründete, dürfte für den Bau von Palästen, seiner monströsen Grabstätte und der Chinesischen Mauer bis zu 17 Millionen seiner Untertanen geopfert haben. Ausgelöst durch Aufstände wurde die Dynastie der Chin bereits mit dem Sohn des Kaisers 207 v.Chr. gestürzt.

Die Armee am Grab von Qin Shi Huang

Nach dem Sturz der Chin-Dynastie waren auch unter den nachfolgenden Dynastien Mord und Totschlag üblich.[2] Die Han-Dynastie herrschte mit einer kurzen Unterbrechung von 202 v.Chr. bis 220 n.Chr. Diese Dynastie wurde durch den ehemaligen Dorfpolizisten Lju Bang begründet, der mit dem Namen Han Gao-dsu Kaiser wurde.[3] Gegner überwachte er durch Spione und beim geringsten Verdacht wurden die Gegner liquidiert. Die Generäle der Han-Dynastie waren für die blutige Niederschlagung von Aufständen zuständig.[4] Beim geringsten Zweifel an ihrer Loyalität liess der Kaiser Verdächtige umbringen. Nach seinem Tod herrschte seine Witwe. Durch die Eliminierung ihrer Sippe nach ihrem Tod wurde der Sohn einer Konkubine Herrscher. Unter ihm wuchs die Volkswirtschaft Chinas auch dank Eroberungen und dem Handel mit den Nachbarregionen. Die Streitkräfte wurden mit modernen Waffen, wie Armbrüste und Rüstungen, versorgt.[5] Als der letzte Han-Kaiser ohne Nachkommen starb, zerfiel das Reich in Anarchie.

Die Grosse Mauer

Der Machtkampf und die Kriege in der Anarchie führten zur Bildung dreier Kaiserreiche Wei, Shu und Wu, die sich andauernd bekriegten.[6] 265 bis 280 n. Chr. wurden die drei Kaiserreiche durch die Jin-Dynastie, die von 266 bis 316 über China herrschte, mit militärischer Macht beseitigt.[7] Nach einem Interregnum 317 wurde ein Teil des Landes durch die östliche Jin-Dynastie beherrscht. Diese blieb bis 420 an der Macht. Immer wieder brachen im Land aber Unruhen aus, die blutig niedergeschlagen wurden.[8]

Nach der Beseitigung der östlichen Jin-Dynastie durch einen General wurde das südliche China durch verschiedene Dynastien beherrscht: von 420 bis 479 durch die Song-Dynastie, von 479 bis 502 durch die Qi-Dynastie, von 502 bis 557 durch die Liang-Dynastie und von 557 bis 589 durch die Chen-Dynastie. Die Chen-Dynastie wurde durch die Sui-Dynastie vernichtet. Im nördlichen China herrschte von 386 bis 534 die nördliche Wei-Dynastie, die zur Verbreitung des Buddhismus in China beitrug. Nach deren Ende durch Revolten zerfiel der Norden.

Nach der Beseitigung der vorangehenden Dynastie gründete Yang Jian 581 die Sui-Dynastie und einigte China durch Eroberungen. Diese Dynastie war nur von kurzer Dauer. Bereits 618 liess General Yu Wenhua den Sui-Kaiser Yang Di durch seine Soldaten erhängen. General Li Yuan erklärte sich zum Kaiser und begründete die Tang-Dynastie.[9] Aufgrund der kulturellen Leistungen ist diese Dynastie heute noch in China sehr geachtet. Dabei wird übersehen, dass auch diese Dynastie intensiv Mord und Totschlag betrieb. Bereits beim Kampf um die Herrschaft hatte Li Yuan alle seine Rivalen in ganz China liquidieren lassen. Auch sein Nachfolger und Sohn Shimin beherrschte dieses Handwerk. So liess er alle seine Brüder umbringen und ihre Köpfe abschneiden. Nachdem er seinen Vater zur Abdankung gezwungen hatte, liess er alle Nachkommen der toten Brüder umbringen.[10] Durch Eroberungen wurden Samarkand im Westen, die Mandschurei und Korea im Norden und Jünnan und Annam im Süden China einverleibt. Durch Zügellosigkeit und Nepotismus ausgehöhlt war die Tang-Dynastie 907 am Ende. General Zhu Wen setzte den letzten Tang-Kaiser ab.[11] Das Reich zerfiel wieder unter verschiedene Dynastien in Teilreiche.[12]

In den folgenden Jahrhunderten wiederholte sich der Prozess. China wurde geeint und zerfiel durch Mord und Totschlag wieder. Zweimal wurde China durch fremde Völker erobert, so durch die Mongolen von Dschingis Khan und Kublai Khan und durch die Mandschu. Die Yuan-Dynastie der Mongolen herrschte von 1208 bis zu ihrer Vertreibung durch die chinesische Ming-Dynastie 1311 über China.[13] Die Qing-Dynastie der Mandschu herrschte von 1643 bis 1912 über China.[14]

Nach dem verlustreichen Krieg gegen Japan von 1937 bis 1945 und dem Bürgerkrieg von 1946 bis 1949 konnten die Kommunisten unter Mao Zedong (19.11.1893-9.9.1976) ihre Herrschaft beinahe über ganz China durchsetzen. Die Ausnahme war die Insel Taiwan, auf die die besiegten Kuomintang-Truppen von Tschiang Kai-scheck flüchteten. Mit dem Sieg der Kommunisten war aber die blutige Geschichte von China nicht beendet. 1956 verkündete der Grosse Vorsitzende Mao den Grossen Sprung nach vorne mit dem China schnell industrialisiert werden sollte. Der Sprung scheiterte total und wurde 1963 beendet. Nachdem er an Einfluss verloren hatte, versuchte Mao seine alte Machtstellung durch die 1966 von ihm verkündete Kulturrevolution wieder zu erlangen. Nicht nur wurden über Nacht die Führungsgarde der Partei und des Staates enthauptet, die durch Mao angetriebenen Jugendlichen zerstörten viele alte Kulturgüter Chinas und töteten wahllos Parteigrössen, Staatsbeamte und Professoren. Nach dem Tod von Mao 1976 musste sein Nachfolger Deng Xiaoping die Schäden, die am Staat, der Wirtschaft und der Kultur Chinas begangen worden waren, wieder beseitigen. Die politischen Machenschaften von Mao dürften durch Hungersnöte, Bestrafungsaktionen und politischen Säuberungen schätzungsweise zu bis zu 80 Millionen Toten geführt haben. Mit dem Tod von Mao waren aber Mord und Totschlag durch die Machthaber in Beijing nicht beendet. 1989 liess Deng Xiaoping die Proteste von Studenten auf dem Platz des Himmlischen Frieden durch Panzer blutig niederschlagen.

Ein anderes Beispiel für die brutale Machtausübung chinesischer Herrscher ist Tibet. 1950 marschierte die chinesische Volkarmee in das eigenständige Tibet ein. 1955 lösten die Tibeter einen Aufstand und Guerillakrieg gegen die chinesische Besetzung aus. Der tibetische Widerstand wurde blutig niedergeschlagen. Seither betreibt China in Tibet einen systematischen Genozid mit dem Ziel, die tibetische Kultur auszurotten.

Mit der gleichen Repression betreibt China die Ausrottung der Kultur und Sprache der Uighuren in Xianjiang. Junge Uighuren werden in Umerziehungslager deportiert. Durch systematische Gehirnwäsche sollen sie ihrer Sprache und Kultur entfremdet werden. Die übrige Uighuren-Bevölkerung wird durch Stützpunkte der schwer bewaffneten Polizei eingeschüchtert. Vermutlich werden viele Uighuren auch als Arbeitssklaven für die Produktion von Luxusgütern, die in den Westen exportiert werden, ausgenützt.

Die brutale Machtausübung durch die Herrscher Chinas ist seit Jahrtausenden die Regel. Die Ziele sind die gleichen geblieben:

  • Niederringen jeglichen Widerstandes der Bevölkerung;
  • Systematische Ausbeutung der Arbeitskraft dieser Bevölkerung.

Die Mittel sind raffinierter geworden und werden verdeckt eingesetzt. Ihr Einsatz soll für die Weltöffentlichkeit nicht allzu offensichtlich sein.

Ein Umerziehungslager für junge Uiguren (Bild 2010)

 

[1] Geschichte und Zivilisation Chinas, Beijing, 2007, S. 50-53.

So auch Wu zilin and Guo xingwen, Qin Shi Huang, the First Emperor of China, Hong Kong Man Hai Language Publication, 1988.

[2] Ping, Ching und D. Bloodworth, Das chinesische Machtspiel, dreitausend Jahre Staatskunst, aus dem Englischen von W. Müller, Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins, Tübingen, 1977, S. 205ff.

[3] Ping, Chin und D. Bloodworth, S. 141.

[4] Ping, Ching und D. Bloodworth, S. 94.

[5] Ping, Ching und D. Bloodworth, S. 151.

[6] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 73.

[7] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 73.

[8] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 75.

[9] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 89.

So auch Ping. Ching und D. Bloodworth, S. 215.

[10] Ping, Ching und D. Bloodworth, S. 217.

[11] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 108.

[12] Ping, Ching und D. Bloodworth, S. 228.

[13] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 140.

[14] Geschichte und Zivilisation Chinas, S. 174.