Wladimir Wladimirowitsch Putin – François Le Fort
Der Genfer François J. Le Fort (1656-1699) entstammte einer hugenottischen Familie, die ursprünglich aus dem Piemont nach Genf geflüchtet war.[1] Als Sechzehnjähriger sollte er auf Wunsch seiner Vaters 1672 eine Handelslehre aufnehmen. 1674 entschied er sich für eine Militärkarriere in holländischen Diensten und nahm am Krieg gegen Frankreich teil. 1675 reiste er nach Moskau und wirkte bis 1678 als Sekretär des dänischen Gesandten. Unter Zar Fjodor III. Alexejewitsch (1661/1676-82) trat er in russische Dienste über. In dieser Zeit war er am Krieg gegen die Hohe Pforte beteiligt. Während der Regentschaft von Sofia Alexejewna (1657-1704, Regentin 1682-89) wurde er 1683 Oberstleutnant und 1687 Oberst. In den Krimkriegen von 1687 und 1689 war er dabei.
Nach der Machtübernahme
Nach der Machtübernahme durch Pjotr Alexejewitsch Romanov (1672/1682-1725)[2] lernte Le Fort 1689 den jungen Zaren kennen. Zwischen ihnen entstand eine tiefe Freundschaft. Der Zar stellte Le Fort für dessen rauschende Feste einen Palast zur Verfügung. 1693 reorganisierte Le Fort als General die russische Armee und förderte den Bau einer russischen Flotte. 1694 wurde er zum ersten russischen Admiral ernannt. In den Feldzügen nach Asow, 1695 und 1696, beriet er den Zaren als Heerführer. Während des zweiten Asow-Feldzuges verfügten die Russen über 2 Linienschiffe, 4 Brander, 23 Galeeren und 1300 Kanonenboote. Nach der Eroberung von Asow wurde die russische Flotte am 20. Oktober 1696 offiziell begründet. Le Fort erhielt den Rang eines Grossadmirals, wurde Mitglied des russischen Adels und zum Statthalter von Nowgorod ernannt.
Als Gesandter plante und organisierte Le Fort 1697 die Reise von Zar Peter den Grossen, nach Europa. Durch Diplom des Zaren wurde Le Fort am 10. Dezember 1678 zum Baron des Russischen Reichs.
Die ersten Pläne für die Errichtung der neuen Hauptstadt Sankt Peterburg am Finnischen Meerbusen könnten auch von Le Fort stammen. Bei seiner Rückkehr nach Moskau 1699 starb er an einem Fieber. Die Operationspläne des Zaren zur Führung des Grossen Nordischen Krieges (1700-1721)[3], der die schwedische Vormacht in Nordeuropa beendete, könnte Le Fort skizziert haben.
Operationsfehler
Wladimir Wladimirowitsch Putin hat in seinem Krieg gegen die Ukraine bereits verschiedene Operationsfehler begangen. Dazu gehört der Angriff auf Kiew mit Panzereinheiten und ungenügender Logistik.[4] Dieser Angriff wurde durch die Ukrainer zurückgeschlagen. Russland zahlte für diese Fehlbeurteilung mit hohen Verlusten an Soldaten und Material. Zur Zeit von Zar Peter I. wären Fehler dieser Art in den russischen Operationsplänen durch Le Fort rechtzeitig erkannt und ausgemerzt worden.
Basilius-Kathedrale in Moskau (A.S.)
[1] François Le Fort, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/François_Le_Fort, 09. Juni 2022.
[2] Peter the Great, Northern War of 1700-1721, Moskau, 1990, S. 19.
[3] Snow, P., Battles, Map by Map, Penguin Random House, London, 2021, S. 146/147.
[4] Jones, S.G., Russia’s Ill-Fated Invasion of Ukraine, CSIS, Washington D.C., June 2022.
Titel: Wladimir Wladimirowitsch Putin – François Le Fort
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